Tabula Rasa soll ein Arsenal von anti-autoritären und anarchistischen Texten sein, in dem ein jeder Überlegungen und Ideen finden kann, um seine Gedanken zu schärfen und seine Kämpfe zu vertiefen. Wir mögen auch hoffen, dass dieses Arsenal dazu beitragen kann, Affinitäten jenseits der Grenzen zu entdecken, begeisternde Unbekannten im Denken und im Handeln, welche eins bilden, zu eröffnen, und mit Ungestüm im Wirbel des sozialen Krieges zu kämpfen.

Dieses Arsenal ist jedoch kein Supermarkt von Meinungen, wie es heute Mode ist, worin die Abwesenheit von Kohärenz unmittelbar ins Auge springt. Die anarchistische Kritik ist keine unschuldige Angelegenheit. Wenn wir auch in dem anti-autoritären Lager sehen, wie Ideen zu Ideologien und Gedanken zu Politik umgeformt werden, wie hemmungslos die unvereinbarsten Dinge kombiniert werden, um die quantitative Illusion nicht zu erschüttern, bevorzugen wir es, eine anarchistische Kritik in den Vordergrund zu stellen, die zu tiefst destruktiv ist. Eine Kritik, die die Autorität, ihre Moral und die sozialen Verhältnisse, die sich daraus ableiten, zerstören will, und nicht versucht, sie auszubessern oder Stück für Stück zu verändern. Um ohne Zögern und ohne Furcht vor Ruinen mit dem Bestehenden reinen Tisch zu machen. Wir denken, heute wie gestern, dass es darum geht, diese zerstörende Spannung überallhin zu tragen, sei es in die stürmischen Gewässer der sozialen Konflikte oder in die eisigen Steppen der sozialen Befriedung.

Wir hoffen auch, dass dieses Instrument dazu beitragen wird, dem – entschuldigt den Ausdruck – „Minderwertigkeitskomplex“ ein Ende zu bereiten, an dem die Partisanen der Anarchie allzu oft leiden, wenn sie vor marxistischen und politischen Kritiken stehen und dazu aufgerufen werden, sich an die Realität der Dinge anzupassen. Sicher, die Zerstörung der Autorität ist eine äusserst praktische Angelegenheit, doch das bedeutet deswegen nicht, dass wir unsere Ideen begraben müssen. Ganz im Gegenteil. Denn der Anarchismus ist, wie es einmal jemand zusammenfasste, „Gedanke und Dynamit“. Es ist höchste Zeit, sich endgültig von den Kadavern loszulösen, die noch immer behaupten, dass es mysteriöse soziale Mechanismen sind, die die Geschichte machen, und nicht die Individuen aus Fleisch und Blut, dass es die Ausbeutungsbedingungen sind, die das Verlangen nach Befreiung und somit die Revolte hervorrufen, und nicht das Herz und der Verstand, dass die Freiheit gewiss ein schöner Traum ist, dass man sie aber im Namen der taktischen und organisativen Anforderungen des Moments vorläufig besser beiseite legen muss. Entgegen all dem denken wir, dass die Erschaffung von autonomen Diskussionsräumen, die Vertiefung der Affinitäten und das Teilen und die Kritik der Erfahrungen von Kampf und Revolte einige Schritte sind, die es zu tun gilt.

Tabula Rasa wird den Gefährten also zahlreiche Texte und Übersetzungen in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stellen. Es handelt sich sowohl um Texte, die vor langer Zeit erschienen, wie um neuere Texte. Auch wenn jegliche „Kategorisierung“ stets schwer zu überwindende Probleme mit sich bringt, werden wir versuchen, die Texte nicht nur nach Autor oder nach Publikation zu archivieren, sondern auch nach „Thema“, um die Recherche zu vereinfachen. Bleibt schliesslich nur noch, die internationalistische Absicht dieses Projektes zu betonen: einen Diskussionsraum zu bieten, jenseits der spezifischen Kontexte, der sprachlichen Barrieren und der staatlichen Grenzen.

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